• Wissen
  • Magazin
  • Mit Bokashi-Eimern und Wurmkisten eigenen Dünger herstellen

Drinnen kompostieren mit Bokashi, Wurmkiste & Co.

Kompost - meistens denken wir bei diesem Wort an riesige Komposthaufen, die an kälteren Tagen in einer Gartenecke munter vor sich hin dampfen und uns mit duftendem, schwarzem Humus beschenken. Um den Luxus eines eigenen Komposts genießen zu können, brauchst du allerdings nicht viel Platz. Du kannst nämlich ganz bequem zuhause in deiner Küche kompostieren und gleichzeitig deinen Bioabfall nachhaltig nutzen. Wir möchten dir dafür drei gängige Methoden vorstellen.

Der Bokashi - Doping für die Pflanzen

Starten wir mit dem Bokashi - eine nachhaltige und vor allem schnelle Methode, um aus Abfall hochwertigen Dünger und Bodenverbesserer zu gewinnen. Genau genommen handelt es sich bei der ganzen Sache nicht um eine Kompostierung, sondern Fermentation. Moment - kennen wir den Begriff nicht eigentlich aus der Haltbarmachung in der Küche? Ganz genau; Kimchi, Sauerkraut und Co. werden vor dem Verzehr mittels Milchsäurebakterien fermentiert und sind dadurch lange lagerfähig. Beim Bokashi-Eimer jedoch kommen noch weitere Bakterien und Mikroorganismen, z.B. Hefepilze, zum Einsatz. Dadurch werden die Abfälle nicht nur zersetzt, die Mikroorganismen reichern das Endprodukt mittels Mineralisation zusätzlich mit Nährstoffen an, weshalb der Nährstoffgehalt des Endprodukts deutlich höher ist als bei herkömmlichem Kompost. Richtig umgesetzt, dauert dieser Vorgang nur etwa 3 bis 4 Wochen. Zusätzlich zum fermentierten Endprodukt entsteht eine Art Saft, welcher stark verdünnt einen hervorragenden, biologischen Dünger abgibt - ideal für Anbau und Pflege von Starkzehrern. Bokashi-Eimer bekommst du fertig im Handel, es gibt dabei zahlreiche Modelle in verschiedenen Größen. Kleine Eimer mit beispielsweise 9 Litern Volumen sind super für Single-Haushalte, empfehlenswert sind im Allgemeinen jedoch etwas größere Modelle (15 bis 20 Liter).

 

So funktioniert's

Das Wort “Bokashi” kommt aus dem Japanischen und bedeutet so viel wie “fermentiertes Allerlei”, bzw. beschreibt die langsame, stufenweise Fermentation des Materials. Zum Einsatz kommt ein Plastikeimer, welcher luftdicht verschließbar ist. Innen befindet sich ein Sieb, durch welches die Flüssigkeit in eine Art Auffangbecken tropft und durch ein integriertes Ventil unten am Eimer abgelassen wird. Bei einem richtig gefüllten und luftdicht verschlossenen Bokashi-Eimer entsteht kein Gestank, sondern nur ein leicht säuerlicher, sauerkrautähnlicher Geruch. Um nun mit dem Bokashi zu starten, brauchst du den Eimer plus die Mikroorganismen (es gibt komplette Starter-Sets schon ab 50 bis 60 € zu kaufen) und zudem eine Sprühflasche, mit der die Bakterien auf den Abfall gesprüht werden, damit es losgeht. Vorteilhaft ist zusätzlich noch eine mit Sand gefüllte Plastiktüte. Als Standort solltest du ein vor direkter Sonne geschütztes Plätzchen, am besten in der Küche, wählen, mit einer Temperatur von etwa 18 bis 24 Grad, damit sich die Bakterien wohl fühlen.

Der Abfall wird, ähnlich wie beim Kompostieren, in Schichten aufgefüllt. Beginne mit einer 3 bis 5 cm dicken Schicht und besprühe sie gleichmäßig mit den Mikroorganismen (bei trocken gelieferten Mikroorganismen streust du diese über das Material). Die richtige Dosierung hängt vom Volumen des Bokashi und den gelieferten Mikroorganismen ab. Anschließend den Abfall so fest andrücken, dass keine Luft mehr durchkommt. Hast du eine mit Sand gefüllte Tüte, so legst du diese nun oben drauf, damit das ganze so luftdicht verschlossen wird wie nur möglich. Danach sammelst du wieder den Abfall, bis du genug für eine weitere Schicht hast und gehst weiterhin genauso vor. Wichtig ist außerdem, dass du alle 2 Tage den Saft ablässt, damit es nicht anfängt zu schimmeln. Mit Gießwasser verdünnt hast du einen hervorragenden Flüssigdünger.

Hier werden Mikroorganismen in trockener Form über eine Schicht organische Abfälle gestreut.

 

Das Resultat - Bokashi “ernten” und neu starten

Zu Beginn kannst du einen Eimer verwenden, ein zweiter macht jedoch auch viel Sinn: Hast du viele Abfälle, so kann ein voller Eimer in Ruhe vor sich hin fermentieren, während du den anderen füllst. Ist dieser ebenfalls voll, kannst du den ersten, fertigen Eimer “ernten”, mit Essig oder Zitronensäure reinigen und neu anlegen. Nicht erschrecken: Am Ende hast du keinen schwarzen Humus, sondern fermentierte und sehr nährstoffreiche Bestandteile, die dann in den Boden (oder die Pflanzerde) eingearbeitet werden und auch das Bodenleben deutlich verbessern. Über den Winter, wenn die Pflanzen in den Winterferien sind, kannst du den “Kompost” abfüllen, luftdicht, kühl und trocken lagern und dann im Frühling ausbringen. In dieser Zeit kannst du auch dem Eimer eine Pause gönnen, ihn wieder mit Essig oder Zitronensäure reinigen und im Frühjahr dann Mikroorganismen besorgen und erneut starten.

 

Das darf in den Bokashi:

  • Gemüseabfälle (roh & gekocht)
  • Reis, Nudeln, Brot
  • Tee-/Kaffeesatz
  • Tiermist
  • Pflanzenabfälle
  • Rasenschnitt, Unkraut

→ Hinweis: Gespritzte Lebensmittel dürfen auch in den Bokashi, sollten jedoch etwas mehr Zeit zum Fermentieren bekommen als üblich.

 

Das muss draußen bleiben:

  • stark verschimmelte Abfälle jeglicher Art
  • Fleisch, Fisch, Knochen
  • Holz, Sägespäne usw.
  • Eierschalen
  • Asche
  • Kunststoffe jeglicher Art
  • Bauschutt, Glas

→ Tipp: Bei leicht(!) schimmligen Abfällen kannst du etwas mehr Mikroorganismen verabreichen, dann werden sie auch damit fertig.

 

An vielen Eimern kann man den wertvollen Flüssigdünger direkt abzapfen.

Die Wurmkiste - ein kleines Biotop

Drinnen kompostieren wird mit einer sogenannten Wurmkiste möglich. Ähnlich wie beim Bokashi erhältst du am Ende nicht nur das wertvolle Humus (was an sich ja schon ein tolles Argument pro Wurmkiste ist), sondern auch noch ein weiteres Produkt: Den sogenannten Wurm- oder Komposttee. Dabei handelt es sich um die bei der Kompostierung entstehende Flüssigkeit, die ein sehr hohes Maß an Nährstoffen besitzt und deinen Pflanzen Kraft und Vitalität schenkt (im Verhältnis 1:10 mit Wasser verdünnt). Der Prozess der Kompostierung nimmt etwa 6 Monate in Anspruch. Darüber hinaus ist eine Wurmkiste auch eine sehr nachhaltige Entscheidung: Einerseits sind Humus und Wurmtee absolut biologisch und die perfekte Alternative zu mineralischen Düngemitteln. Andererseits binden Wurmkisten CO2 und deine Abfälle landen nicht in der Biotonne, wodurch wiederum weniger Emissionen für die Müllentsorgung anfallen.

Der Name verrät es bereits - in einer Wurmkiste, bzw. einem Wurmkomposter, leben Kompost-Würmer, welche die meiste Arbeit erledigen. Zahlreiche Mikroorganismen und Pilze helfen ihnen dabei. Es handelt sich dabei jedoch nicht um die allseits bekannten Regenwürmer; ihre Vettern sind kleiner und von intensiver, dunkelroter Farbe (richtig hübsche Kerle also!) und sie leben - im Gegensatz zum Regenwurm - in den obersten Erdschichten. Die Würmer und Mikroorganismen musst du für den Start im Handel besorgen, die Kiste selbst kannst du entweder ebenfalls käuflich erwerben oder sogar selber bauen (Anleitungen gibt es zuhauf im Internet, deswegen gehen wir hier nicht näher darauf ein). Fertige Kisten kosten je nach Größe etwa 100 bis 200 Euro.

 

Kompostwürmer sind etwas schlanker als Regenwürmer, aber umso gefräßiger.

 

Optimale Bedingungen für beste Ergebnisse

Im Endeffekt ist es mit der Wurmkiste nicht großartig anders, als mit einem Komposthaufen draußen: Würmer und Kleinstlebewesen futtern sich durch die Abfälle und heraus kommt schwarzer, nährstoffreicher Humus. Für bestmögliche Resultate brauchen die Würmer ideale Bedingungen. In der Kiste sollte es auf jeden Fall dunkel sein, denn sie mögen kein Licht. Es kommen sowohl Modelle aus Holz als auch aus Kunststoff dafür in Frage. Als Standort eignet sich besonders die Küche, so können die Abfälle direkt zu den Würmern wandern. Zudem vertragen sie keine Temperaturen über 30 Grad und sterben bei Temperaturen unter 0 Grad ab, weshalb die Kiste an einem Ort stehen sollte, der nicht der prallen Sonne ausgesetzt ist und ganzjährig Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad hat. Möchtest du die Wurmkiste draußen aufstellen, so muss sie unbedingt vor Regen geschützt und bei kalten Temperaturen rein geholt werden. Kompost-Würmer sind sehr fleißige Gesellen, dennoch solltest du sie nicht überfüttern, weil sonst Schimmel droht. Je nachdem, wie groß die Wurmkiste ist (je mehr Leute im Haushalt leben, desto größer kann sie sein), kannst du ihnen täglich 300 bis 400 Gramm “Futter” zukommen lassen. Neben der richtigen Fütterung brauchen sie auch das passende Milieu; auf keinen Fall darf das Substrat richtig nass sein, sonst saufen die Würmer ab. Allerdings brauchen sie genügend Feuchtigkeit, damit sie leben und ihre Arbeit verrichten können. Regelmäßiges Einsprühen und Befeuchten mit Wasser ist also Pflicht.

 

So funktioniert's

Eine Wurmkiste anzulegen ist wirklich nicht kompliziert. Du hast die Wahl zwischen Systemen bestehend aus einer Box oder aus 4 ineinander gestapelten Boxen. Für einen Single-Haushalt ist eine einzelne Box mehr als genug, für eine 4-köpfige Familie beispielsweise käme eher das System mit 4 Boxen in Frage. Bei der einzelnen Box sind im Inneren 2 Kammern vorhanden, die idealerweise durch ein Drahtgeflecht voneinander getrennt sind. Du startest mit einer von beiden Kammern, die andere wird mit Sand gefüllt. Die Würmer folgen immer dem Futter, also werden sie auch, egal ob nebenan Sand steht oder nicht, zuverlässig arbeiten. Ist eine Kammer voll, kannst du die Seiten wechseln und die andere ernten. Bei den Mehrboxsystemen funktioniert das Ganze ähnlich, nur von oben nach unten. Die oberen 3 Boxen brauchen Löcher im Boden, damit der Wurmtee nach unten versickern und durch ein Ventil abgelassen werden kann. Wird der fertige Humus aus der untersten Kammer entnommen, kann sie anschließend nach oben versetzt und neu befüllt werden.

Der Start ist für alle gleich: Als Drainage eignen sich unbehandeltes Papier oder Kartons besonders gut. In Wasser eingeweicht und in kleinere Streifen geschnitten, sollten sie eine etwa 10 bis 15 cm dicke Schicht ausmachen. Nun kannst du etwas Gartenerde (auf jeden Fall von draußen; Blumenerde aus Säcken enthält keine Mikroorganismen) auffüllen, anfeuchten und die Würmer (und weitere Mikroorganismen, falls vorhanden) hinein setzen. Danach kannst du die ersten Abfälle auf die Erde geben. Je besser du sie zerkleinerst, desto schneller und effizienter können die Würmer sie auch umwandeln. Um ein Gefühl für den optimalen Feuchtigkeitshaushalt zu bekommen, kannst du im Vorfeld, bevor du die Abfälle dazu gibst, eine handvoll Erde zusammendrücken. Tropft sie, ist sie zu nass. Fällt sie sofort wieder auseinander, ist sie zu trocken. Generell ist es am einfachsten, wenn du nicht zu viel Wasser auf einmal dazu gibst - den Kisteninhalt bei Bedarf zu befeuchten ist nämlich deutlich einfacher, als ein Zuviel an Wasser wieder heraus zu bekommen. Eine wachsende Wurmpopulation und ein angenehmer Waldgeruch verraten dir, dass in der Wurmkiste alles glatt läuft.

 

Wurm-Delikatessen - das darf in die Wurmkiste:

  • Biologische, ungespritzte Gemüseabfälle
  • Kaffeesatz
  • Haare/Fell, Fingernägel
  • Eierschalen
  • gekochte, ungesalzene, pflanzliche Essensreste
  • Teebeutel
  • Cellulose (z. B. Papier, Teefilter)
  • Pflanzenreste

→ Cellulose/Papier im Vorfeld etwas anfeuchten, da es sonst ungenießbar für die Wurmis ist.

→ Je kleiner die Abfälle sind, desto schneller werden sie zu Kompost.

 

Das muss draußen bleiben:

  • Fleisch, Fisch, Milchprodukte
  • Plastik und alle anderen künstlichen Stoffe
  • Hochglanzpapier, bedrucktes Papier in größeren Mengen
  • Asche, Kohle
  • altes Brot
  • Zitrusfrüchte

 

Viele Modelle sind so platzsparend, dass sie den Sommer auch problemlos auf kleinen Balkonen oder Terrassen verbringen können.

Elektrische Komposter - ganz praktisch, aber...

Für alle, die nur wenig Platz zur Verfügung haben und geringe Abfallmengen kompostieren möchten, gibt es noch die Möglichkeit, ein elektrisches Modell zu wählen. Sie können, je nach Größe und Modell, auf Balkon, Terrasse oder in der Küche platziert werden. Elektrische Komposter müssen natürlich an eine Steckdose angeschlossen werden, was du bei der Platzwahl also auf jeden Fall im Hinterkopf behalten solltest. Laut verschiedener Herstellerversprechen brauchen sie etwa 24, manche sogar nur 3 bis 4 Stunden, um aus Lebensmittelabfällen Kompost herzustellen. Dabei arbeiten solche Kompost-Modelle mit mehreren Kammern, die den Abfall zerkleinern, umwälzen, dabei erhitzen und die Feuchtigkeit entziehen und schließlich das Endprodukt ausgeben. Die schnelle Kompostierungsdauer wird durch hohe Temperaturen (bis etwa 80 Grad) erzielt.

Kommen wir nun zu den Vor- und Nachteilen von Elektro-Kompostern. Solche Geräte sind nicht nur sehr schnell, sondern auch platzsparend; kleine Modelle beanspruchen eine Größe von nur etwa 40 mal 40 cm und haben ein Fassungsvermögen von 2 bis 3 Litern. Außerdem kannst du so ziemlich alle biologischen Abfälle hinein füllen: Nicht nur Material pflanzlichen Ursprungs, auch Fleisch, Fisch und Milchprodukte dürfen rein. Bei der Prozedur sollen dank Kohlefiltern keine unangenehmen Gerüche entstehen und es wird auch kein Ungeziefer angelockt. Für die Technik-Fans unter uns gibt es zudem Modelle, die via App mit dem Handy verbunden und live mitverfolgt werden können. Ein klarer Nachteil ist gegenüber anderen Kompostiermethoden jedoch der Stromverbrauch; ein wichtiger Grundgedanke bei der ganzen Geschichte ist ja auch der nachhaltige Nutzen, welcher durch den benötigten Strom geschmälert wird. Zudem muss man bei der Anschaffung deutlich mehr Geld in die Hand nehmen als bei den anderen Modellen: Der Kostenpunkt liegt etwa zwischen 400 € und 1000 €. Bestimmte Teile (zum Beispiel die Kohlefilter) müssen regelmäßig nachgekauft werden und verursachen somit laufend zusätzliche Ausgaben.

Die Qual der Wahl - ein kurzer Rückblick

Egal, ob man “nur” auf nachhaltige Art und Weise seine Abfälle entsorgen oder seine Pflanzen mit den Endprodukten verwöhnen möchte: Kompost ist immer eine gute Wahl und ein Garten dazu keine Grundvoraussetzung. Bokashi und Wurmkiste stellen dabei wirklich nachhaltige Varianten dar, liefern dir auch noch Flüssigdünger und kosten nur bei der Erstanschaffung ein wenig Geld. Die Mikroorganismen müssen bei Bedarf nachgekauft werden, alles weitere ist umsonst. Mit einer Wurmkiste hast du außerdem gleichzeitig ein kleines Biotop, bei dem du zuschauen kannst, wie die Würmer ihre Arbeit verrichten. Ein elektrischer Komposter ist vielleicht nicht ganz so nachhaltig und etwas teurer, aber gerade für diejenigen, die es eilig haben und auch nicht über viel Platz verfügen eine gute Alternative. Wir hoffen, dir mit diesem Artikel das Thema “drinnen kompostieren” etwas näher gebracht und ein paar nützliche Anregungen gegeben zu haben - damit deinem persönlichen Kompost-Glück nichts mehr im Wege steht!

Aktualisiert am

Zurück

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Was ist die Summe aus 2 und 8?