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Pflanzenfamilien: Verwandtschaft im Obstgarten

Heute mal Theorie! Die Systematik im Reich der Pflanzen ist super spannend und etwas Wissen in diesem Bereich hilft dir ganz praktisch bei der Gartenarbeit. Wir haben das Thema etwas abgespeckt, um dir einen ersten Überblick zu geben. So erfährst du alles, was wichtig ist, ohne dich mit allzu detaillierten Infos beschäftigen zu müssen - dies ist ja schließlich keine Biologie-Vorlesung.

Schau doch auch mal im “Schwestern-Artikel” Pflanzenfamilien - Verwandtschaft im Gemüsebeet vorbei.

Ein kurzer Abstecher in die Botanik

Alles, was mit Pflanzen zu tun hat, findet sich in der Biologie im Bereich der Botanik wieder. Die Botanik, auch Pflanzenkunde genannt, beschäftigt sich unter anderem mit der Systematik von Pflanzen. Dabei werden alle Pflanzen dieser Welt in ein hierarchisch aufgebautes System eingeordnet. Der Platz einer Pflanze innerhalb dieses Systems zeigt an, mit welchen anderen Pflanzen sie verwandt ist. Die Einordnung erfolgt anhand von Merkmalen, die die Pflanzen gemeinsam haben. Ein Beispiel für so eine Unterteilung innerhalb der Systematik ist die Familie.

 

Dieses System wird im Laufe der Zeit immer wieder überarbeitet, weil ständig neue Pflanzen entdeckt werden. Das war vor allem früher im Zeitalter der großen Entdeckungsreisen der Fall, von denen die Forschenden meist große Mengen an zuvor unbekannten Pflanzen nach Europa brachten. Dort wurden dann neue Namen und Plätze im System vergeben. Aber auch heute finden noch Anpassungen statt. So werden zum Beispiel Spinat und Rote Beete nicht mehr zur Familie der Gänsefußgewächse, sondern zur Familie der Fuchsschwanzgewächse gezählt.

Ein sehr berühmter Naturforscher war Carl von Linné, der die Idee hatte, Pflanzen anhand ihrer Blüten in verschiedene Kategorien einzuordnen. Das funktioniert heutzutage, beeinflusst von der Evolutionsbiologie, zwar anders, doch bei den Namen für die Pflanzenfamilien ist Linnés Wirken noch sichtbar: diese sind nämlich oft nach dem Aussehen der Blüten benannt, zum Beispiel bei Kreuz- oder Korbblütlern.

 

Die hierarchische Unterteilung kann man sich mit dem Vergleich von verschieden großen Boxen gut vorstellen. Eine Box trägt z. B. die Aufschrift Ordnung: Rosenartige. Darin befinden sich viele weitere Boxen. Auf einer davon steht Familie: Rosengewächse, auf einer anderen steht Familie: Maulbeergewächse. Es gibt auch noch andere Familien-Boxen. In der Box mit der Familie der Rosengewächse sind wiederum kleinere Boxen enthalten, auf einer davon steht Gattung: Rubus. In der Box mit der Familie der Maulbeergewächse befinden sich auch kleinere Boxen, auf einer davon steht Gattung: Feigen. In beiden Fällen sind in den Gattungs-Boxen noch mal kleinere Boxen enthalten, nämlich die mit den konkreten Arten. Die Art: Himbeere ist in der Rubus-Box, die Art: Feige in der Feigen-Box.

Gröber als Ordnung sind noch Stamm und Klasse, also gilt:

Stamm > Klasse > Ordnung > Familie > Gattung > Art. Dabei gibt es noch einige Zwischenkategorien, z. B. Familie > Unterfamilie > Gattung.

 

Dass man beim Thema Gärtnern immer wieder über die Pflanzenfamilien stolpert, und nicht etwa über den Stamm, die Ordnung oder Gattung, hat einen praktischen Grund. So hat man eine recht grobe Einteilung, in der mehrere Pflanzen zusammengefasst sind. Diese sind sich jedoch immer noch so ähnlich, dass im Garten ganz ähnliche Regeln für sie gelten (welchen Standort sie bevorzugen, Wasser-, Nährstoffbedarf, etc.).

Die Pflanzenfamilien

Jetzt aber genug Theorie - los geht’s mit den Pflanzen! Unser Fokus liegt dabei auf dem Bloomify-Sortiment, wir stellen aber auch ein paar andere bekannte Vertreter der einzelnen Familien vor.

 

Wir geben dir einen tabellarischen Überblick über die Pflanzenfamilien aus dem Bereich Obstbäume und -sträucher und beschreiben die Familien danach noch mal genauer. Dabei lernst du nicht nur die Familienmitglieder kennen, sondern erfährst auch etwas über ihre wichtigsten Merkmale, um sie in der Praxis einfacher erkennen zu können.

Wichtige Fachbegriffe: das gegenteilige Paar krautig/verholzend. Krautige Pflanzen verholzen nicht, die Triebe bleiben also eher instabil und die Pflanzen werden nicht so groß, sie sind meist nur ein- oder zweijährig.

 

 

Familie Familienmitglieder
Heidekraut-
gewächse

Heidelbeere

Maulbeer-
gewächse

Feige

Ölbaum-
gewächse

Olivenbaum

Rosenblüten-
gewächse

Kernobst: Apfel und Birne,
Steinobst: Aprikose, Nektarine, Pfirsich, Zwetschge, Pflaume, Kirsche,
Himbeere, Brombeere, Erdbeere

Stachelbeer-
gewächse

Johannisbeere, Stachelbeere

Strahlengriffel-
gewächse

Kiwi, Mini-Kiwi

Weinreben-
gewächse

Wein

Zitruspflanzen

Zitrone, Orange, Limette,
Mandarine, Kumquat, Calamondinorange

 

 

Heidekrautgewächse

Diese Pflanzenfamilie ist riesig und beinhaltet auch viele Zierpflanzen wie das Heidekraut, bekannt aus der Lüneburger Heide.

Die meisten Arten verholzen und wachsen als Sträucher. Einige Vertreter sind auch essbar, z. B. Krähenbeeren, die vor allem in skandinavischen Wäldern vorkommen - genau wie wilde Heidelbeeren. Innerhalb der Familie gibt es eine Gattung, die den Namen Heidelbeeren trägt. Zu ihr gehören auch Cranberrys und Preiselbeeren - und natürlich die leckeren Blaubeeren.

Familienfoto: Heide, Blaubeeren und Cranberrys.

 

Maulbeergewächse

Auch diese Familie ist sehr groß und umfasst über 1000 Arten, die meisten davon sind mehrjährig, verholzen und wachsen als Sträucher oder Bäume. Neben verschiedenen Feigenarten gibt es beispielsweise noch die namensgebenden Maulbeeren und den Jackfruchtbaum.

Gehören nicht nur zur gleichen Familie, sondern auch zur gleichen Gattung: die Feige und der Gummibaum, eine beliebte Zimmerpflanze.

 

Ölbaumgewächse

Die meisten Arten behalten ihr Laub auch im Winter und wachsen als Sträucher oder Bäume mit korkiger Rinde. Ölbaumgewächse teilen sich übrigens die gleiche Ordnung wie die Lippenblütler, also z. B. Rosmarin und Thymian.

Die eher unscheinbaren Blüten der Olive wachsen in Trauben.

 

Rosenblütengewächse

Aus dieser Familie finden sich sehr viele Vertreter in unseren Gärten, denn sie tragen sehr leckere Früchte: von Äpfeln über Kirschen bis zu Himbeeren. Auch viele Rosenarten bilden essbare Früchte, z. B. die Hagebutte.

Viele Arten wachsen als Strauch, aber auch Bäume oder krautige Pflanzen kommen vor. Die einzelnen Pflanzen unterscheiden sich so stark voneinander, dass eine Beschreibung von Gemeinsamkeiten schwierig ist. Trotzdem kann man oft anhand der Blüten die Verwandtschaft sehen.

Die Verwandtschaft ist nicht zu leugnen: Blüten einer wilden Rose, eines Apfelbaums und einer Erdbeere.

 

Stachelbeergewächse

Diese Familie ist klein, sie umfasst nur die Gattung der Johannisbeeren. Zu dieser gehören unter anderem auch die Stachelbeeren als Art. Die meisten Arten sind Sträucher, die im Winter ihr Laub abwerfen und saftige Beeren tragen.

Machen Lust auf Sommer: Stachelbeeren und rote oder schwarze Johannisbeeren.

 

Strahlengriffelgewächse

Die meisten Arten dieser Familie kommen in den Tropen vor. Zum Glück gedeiht die bekannteste Art auch bei uns: die Kiwi. Alle Arten verholzen, ihre Blätter sind wechselständig und werden im Winter meist abgeworfen.

Im Inneren der Kiwis und Mini-Kiwis sind die Samen strahlenförmig in einem Kreis angeordnet, so kann man sich den Namen der Familie gut merken.

 

Weinrebengewächse

Auch die Arten dieser Familie kommen meist in tropischen Gebieten vor. Sie werden mehrere Jahre alt und tragen jährlich Früchte. Viele Arten haben Ranken und klettern. Die großen Blätter sind oft auf der Unterseite behaart.

Immer unterwegs: Weinstöcke verholzen im unteren Bereich, bilden aber immer neue Triebe und Ranken.

 

Zitruspflanzen

Streng genommen müssten wir an dieser Stelle die Familie der Rautengewächse vorstellen, da Zitruspflanzen eine Gattung dieser Familie sind. Kumquats bilden eine eigene Gattung, ebenso die Calamondinorange, die eine Kreuzung aus Mandarine und Kumquat ist. Die Arten sind sich jedoch extrem ähnlich, daher bezeichnen wir Kumquats und Calamondinorangen ganz frech auch einfach als Zitruspflanzen.

Es handelt sich um immergrüne Bäume oder Sträucher, die meist reich verzweigt sind und eine dünne Rinde haben. Ihre Blätter sind dunkelgrün, recht dick und stabil, außerdem duften sie intensiv. Die Blüten duften genauso und sitzen in den Blattachseln. Sie sind ebenfalls dick und fühlen sich wachsig oder ledrig an.

Die Blüte einer Zitrone öffnet sich - rechts sind schon zwei grüne Mini-Zitronen zu sehen.

 

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