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  • Alles über die Nährstoffe im Boden, die deine Pflanzen brauchen

pH-Wert & Pflanzenverfügbarkeit: Unser Crashkurs macht dich zum Bodenexperten!

Mit den Makronährstoffen, Düngern und der Bodenbeschaffenheit haben wir uns bereits beschäftigt. Nun ist es allerdings so, dass Nährstoffe ein sehr komplexes Thema sind; sie müssen einerseits im passenden Verhältnis zueinander stehen, andererseits gibt es noch weitere ausschlaggebende Faktoren für deren Pflanzenverfügbarkeit. Sind diese Faktoren nicht im Gleichgewicht, kann es zu Problemen und Störungen in der Entwicklung deiner Pflanzen kommen.

Die Pflanzenverfügbarkeit: was es damit auf sich hat

Dieser Begriff beschreibt, ob und in welchem Umfang die im Boden gelösten Nährstoffe über die Wurzeln von der Pflanze aufgenommen werden können. Dabei ist die tatsächlich vorhandene Menge des jeweiligen Nährstoffs eher nebensächlich, da er zwar in erforderlicher Menge vorhanden sein muss, dies jedoch nichts bringt, wenn die Pflanze ihn nicht aufnehmen kann.

Beim Thema Pflanzenverfügbarkeit kommen sowohl die notwendigen Nährstoffe, die richtige Wassermenge, die Bodenbeschaffenheit und das Ökosystem im Boden zusammen. Ein ausgewogenes und aktives Bodenleben ist essentiell für gesunde Wurzeln und kann durch ein Ungleichgewicht einer der genannten anderen Faktoren negativ beeinflusst werden. Da die Bodenbeschaffenheit sich auf die Bodenfeuchte auswirkt und diese wiederum ausschlaggebend für die Nährstoffaufnahme ist, musst du außerdem dein Gießverhalten auf jeden Fall gut im Auge behalten. Hier findest du eine tolle Anleitung zum richtigen Gießen und in diesem Artikel kannst du dein Wissen über die Bodenbeschaffenheit noch einmal bei Bedarf auffrischen.

Das Zusammenspiel verschiedener Bodenlebewesen, der Temperatur und Feuchtigkeit bestimmt die Pflanzenverfügbarkeit.

Der pH-Wert hat die Macht

Was die Pflanzenverfügbarkeit betrifft, hält vor allem der pH-Wert die Zügel in der Hand. Denn: die Nährstoffe sind im Boden entweder als Salze an die Erdkrümel gekoppelt oder liegen, bedingt durch die Bodenfeuchte, in bereits gelöster Form vor. Die an die Erde gebundenen Stoffe müssen erst vom Gieß- oder Regenwasser gelöst werden, damit sie über die Wurzeln ihren Weg in die Pflanze finden. Dabei hat der pH-Wert Einfluss darauf, wie stark die Stoffe an das Substrat gebunden sind und ob (oder wie gut) sie sich überhaupt lösen lassen. Zudem haben die unterschiedliche Pflanzenarten verschiedene Vorlieben diesbezüglich, da ihr Nährstoffbedarf untereinander variiert. In diesem Artikel findest du außerdem eine Anleitung, wie du den pH-Wert des Gartenbodens bestimmen kannst.

pH-Werte im Überblick

  • unter 6,5: Der Boden ist sauer
  • 6,5 bis 7,5: Der Boden ist neutral
  • über 7,5: Der Boden ist alkalisch
Es gibt auch spezielle Messgeräte für die Bestimmung des pH-Werts.

Gleichgewicht im Boden - Gesundheit für die Pflanzen

Wir wissen bereits, dass die richtige Balance zwischen den Nährstoffen im Boden der Schlüssel für gesunde Pflanzen ist. Zu viele Nährstoffe können unsere Pflanzen regelrecht vergiften, ein Mangel ist jedoch ebenso schädlich und lässt sie verkümmern. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass das Übermaß eines Stoffs die Aufnahme eines anderen Stoffs blockieren und somit einen Mangel hervorrufen kann. Andersherum geht es natürlich auch - bestimmte Stoffe können sich gegenseitig in der Pflanzenverfügbarkeit begünstigen. Dieses Phänomen wird auch als Nährstoffinteraktion bezeichnet.

Die meisten Pflanzen lieben einen neutralen bis leicht sauren Boden. Es gibt aber auch Kandidaten, wie zum Beispiel die Erdbeere oder Heidelbeeren, die einen noch saureren Boden toll finden. Die meisten Kohlsorten wiederum brauchen genau das Gegenteil und fühlen sich in einem eher alkalischen Grund wohl. Auch das Bodenleben hängt vom pH-Wert und den vorhanden Nährstoffen ab. Die Bodenorganismen kommen insgesamt eher schlecht mit sauren Böden zurecht. Dies ist einer der Gründe, weshalb viele Makronährstoffe bei einem niedrigen pH-Wert eine schlechtere Pflanzenverfügbarkeit haben. Pilze allerdings sind da nicht so pingelig, weshalb sie in solchen Standorten den Hauptbestandteil an vorhandenen Mikroorganismen ausmachen.

Dabei ist der pH-Wert durchaus variabel und kann sich im Laufe der Zeit durch menschliches Eingreifen (Monokultur, Überdüngung, verunreinigte Abwässer), aber auch Witterungsumstände (z.B. anhaltender Starkregen oder lange Trockenperioden) verändern. Allein deshalb schon solltest du versuchen, Abwechslung bei deiner Gartengestaltung ins Spiel zu bringen und nicht immer dieselben Pflanzen auf einer Stelle anbauen, sondern jährlich rotieren.

Die Makronährstoffe und der pH-Wert - Jetzt geht´s ans Eingemachte!

Nun wollen wir uns die wichtigsten Makronährstoffe vornehmen und genau anschauen, bei welchem Wert welcher Stoff am besten verfügbar ist und ob (und wie) sich verschiedene Stoffe vielleicht unterstützen oder - im Gegenteil - miteinander konkurrieren. Außerdem solltest du am Ende die Abläufe im Boden besser nachvollziehen können und somit ein tiefergehendes Verständnis für das Düngen im Allgemeinen entwickeln. Da dies ein sehr komplexes Thema ist und wir damit sicherlich ein ganzes Buch füllen könnten, wollen wir uns nur auf die relevantesten Punkte fokussieren. Wenn du ein neues Stück Garten erworben hast oder dir deine Pflanzen sehr große Probleme bereiten, ist es außerdem Sinnvoll, eine Bodenprobe an ein Labor zu schicken. In der Regel bieten gute Baumschulen, manchmal sogar auch Baumärkte, solche Dienste an.

 

Begriffe: Antagonismus und Synergismus

Synergismus: Positive Wechselwirkung der verschiedenen Nährstoffe. Ein Stoff hilft dabei dem anderen, besser von der Pflanze aufgenommen oder von dieser verstoffwechselt zu werden.

Antagonismus: Genau das Gegenteil - ein Nährstoff kann den anderen blockieren, oder dessen Verfügbarkeit für die Pflanze verringern.

 

Stickstoff

Stickstoff (Symbol: N für lat. Nitrogenium) ist sehr wichtig für den Aufbau der Pflanze selbst und hat in einem neutralen bis alkalischen Boden die beste Pflanzenverfügbarkeit (pH-Wert etwa 6,5 bis 8,5). Es kann in Form von Ammonium oder Nitrat vorliegen, wobei letzteres besser pflanzenverfügbar ist. Nitrat ist nämlich die im Boden gelöste und somit frei bewegliche Variante, Ammonium hingegen ist fest an Erd- und Tonkrümel gebunden und muss erst noch durch Mikroorganismen in Nitrat umgewandelt und in Wasser gelöst werden. Wichtig: Um seine Funktion in der Pflanze zu erfüllen, muss Stickstoff von Schwefel begleitet werden und dieser somit in ausreichender Menge verfügbar sein. Hier liegt also ein Synergismus zwischen Stickstoff und Schwefel vor. Gut zu wissen: Die Einteilung in Schwach-, Mittel- und Starkzehrer orientiert sich am Stickstoffbedarf der Pflanzen. Starkzehrer, beispielsweise Kohlsorten oder Tomaten, haben also einen besonders hohen Stickstoffbedarf.

Phosphor

Phosphor (P) hat im Boden ein recht breites Toleranzspektrum gegenüber dem pH-Wert, dieser sollte im Idealfall zwischen 6 und 7 liegen und ist in gelöster Form als Phosphat pflanzenverfügbar. Allerdings kann ein zu hoher Phosphorgehalt im Boden die Aufnahme der wichtigen Mikronährstoffe Eisen und Zink behindern. Hier haben wir ein schönes Beispiel für einen Antagonismus zwischen Phosphor und den genannten Mikronährstoffen. Zu viel Calcium wiederum kann Phosphor fest im Boden binden, sodass dieser dann für längere Zeit nicht pflanzenverfügbar ist. Da es recht häufig zu einer Überdüngung mit Phosphat kommt und davon in der Regel sowieso genug für so ziemlich alle Pflanzenarten in unseren Gärten vorhanden ist, kann Calcium (oder noch besser: eine Kalkung in Form von Kompost) hier hilfreich sein. Besonders Himbeeren und andere Beerenfrüchte lieben Phosphor.

Kalium

Beim Kalium (K) gilt: je niedriger der pH-Wert, desto schlechter ist dessen Pflanzenverfügbarkeit. Ab einem Wert von 6 ist diese optimal. Stickstoff hilft bei der Kaliumaufnahme; mit Magnesium steht es jedoch in Konkurrenz, denn Kalium behindert die Magnesiumaufnahme. Ein zuviel an Calcium wiederum hemmt die Aufnahme von Kalium. Bei Kalium verhält es sich generell wie mit Phosphor: Auch davon haben wir häufig eher zu viel als zu wenig im Gartenboden. Tomaten lieben Kalium, ebenso andere Starkzehrer, die Früchte ausbilden. Außerdem hat es einen positiven Effekt auf die Lagerfähigkeit, beispielsweise bei Wurzelgemüse.

Calcium

Calcium (Ca) wird im alkalischen Bereich am besten aufgenommen und hebt den pH-Wert. Außerdem wirkt es sich stabilisierend auf die Bodenstruktur aus, was gerade bei sandigen Böden, welche ja in der Regel einen recht niedrigen pH-Wert aufweisen, vorteilhaft sein kann. Auch die Mikroorganismen finden Calcium toll, weshalb es das Bodenleben fördert. Dennoch solltest du es mit dem Calcium ganz vorsichtig angehen und nur aufdüngen, wenn ein Mangel herrscht, denn es konkurriert einerseits mit vielen anderen Nährstoffen und kann entweder dessen Aufnahme blockieren, oder sie so fest im Boden binden, dass sie nicht mehr pflanzenverfügbar sind. Außerdem hat es die Eigenschaft, in größerer Menge verabreicht kurzfristig Nährstoffe freizusetzen, weshalb diese jedoch auch sehr schnell ausgewaschen werden - und das hat einen ausgelaugten Boden zur Folge. Generell mögen Obstbäume, Tomaten, Zwiebeln, Kohlsorten und einige Kräuter, wie zum Beispiel Salbei und Oregano, kalkige Böden.

Magnesium

Auch Magnesium (Mg) hat die beste Pflanzenverfügbarkeit, wenn der pH-Wert des Bodens im alkalischen Bereich liegt. Allerdings blockiert zu viel Calcium direkt an der Wurzel die Magnesiumaufnahme, ebenso verhält es sich mit Kalium. Interessanterweise gilt dies nicht umgekehrt: zu viel Magnesium behindert die Kaliumaufnahme nicht. Bei einer Kaliumdüngung macht es also auf jeden Fall Sinn, auch Magnesium zu verabreichen, damit sich kein Ungleichgewicht entwickelt. Gemüse- und Obstpflanzen brauchen generell eine ausreichende Magnesiumversorgung, gerade auf sandigen Böden solltest du den Gehalt im Auge behalten. Kohl liebt - er ist nun mal ein regelrechter “Vielfraß” - ebenfalls viel Magnesium im Boden.

Schwefel

Schwefel (S) liegt in organisch gebundener Form, zum Beispiel als Humus, Pflanzenreste oder in Mikroorganismen, im Boden. Er kann jedoch nur in anorganischer Form (als Sulfat) aufgenommen werden und muss zu diesem Zwecke erst einmal von einem fleißigen Trupp Mikroorganismen mittels Mineralisation in Sulfat umgewandelt werden. Wie bereits weiter oben beschrieben, ist Schwefel des Stickstoffs wichtigster Wegbegleiter, denn es begünstigt maßgeblich dessen Pflanzenverfügbarkeit. Wurzelgemüse und Hülsenfrüchte, also beispielsweise alle Kohlsorten (wie soll es auch anders sein), Radieschen, Erbsen, aber auch Zwiebeln, brauchen ausreichend Schwefel für beste Ernteergebnisse.

Ein ausgewogenes Verhältnis der Nährstoffe ist lebenswichtig für die Pflanze.

Nährstoffmangel einfach beheben und vorbeugen

Hast du nun einen Mangel oder ein Ungleichgewicht diagnostiziert, stellt sich natürlich die Frage, wie du diesen nun beheben kannst. Das ist meistens gar nicht weiter schlimm, denn die meisten Zutaten für selbstgemachten und organischen Dünger findest du in deiner Küche oder in deinem Garten. Mineralische Düngemittel können wir also zum Glück links liegen lassen.

Ein wahres Zaubermittel ist in fast allen Fällen der gute, alte Kompost. Dieser hebt nicht nur den pH-Wert an, sondern liefert  so ziemlich alle Nährstoffe, vor allem eine große Portion Magnesium und Schwefel, mit. Holzasche aus unbehandeltem (!) Holz, Stroh oder bedrucktem Papier liefert ebenfalls viel Magnesium und erhöht den pH-Wert. Wenn du regelmäßig dem Kaffeegenuss frönst, so haben wir endlich mal gute Nachrichten: Der Kaffeesatz ist reich an Kalium, Phosphor, Schwefel und Stickstoff. Eierschalen sind - und das ist nun wirklich kein Wunder - tolle Kalklieferanten. Hornspäne ist reich an Stickstoff, ebenso die allseits bekannte Brennesseljauche. Auch Tiermist (insbesondere der von Geflügel) enthält viel Stickstoff, allerdings schon fast zu viel, weshalb diese Mittel nur mit Vorsicht eingesetzt werden sollten. Im Handel erhält man zur Not außerdem biologische Algendünger, welche Kalium, Phosphor und Stickstoff liefern. Einem Mangel kannst du außerdem vorbeugen, indem du auf Langzeitdünger setzt, da diese ihre Nährstoffe über einen langen Zeitraum in einem ausgewogenen Verhältnis abgeben.

Viele Küchenabfälle sind auch unkompostiert ein hervorragender Dünger.

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Kommentare

Erika Reder    

Nachdem wir Kürbiskerne auf unserem Komposthaufen entsorgt hatten, wuchert es dort jetzt von riesigen Blättern und prächtigen Kürbissen!

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