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Tomaten-Special: Pflege im Sommer & Erntetipps

Was wäre der Spätsommer ohne den aromatischen Geschmack selbst geernteter Tomaten? Egal, ob du sie am liebsten direkt von der Pflanze pflückst und genießt, sie in Salate schneidest oder vielleicht sogar eigenen Ketchup herstellst - die Pflanzen gesund erhalten und möglichst lange ernten ist ein Wunsch, den alle Tomaten-Fans gemeinsam haben.

Aktuelle Tomatenkrankheiten

Kraut- und Braunfäule

Wenn das Wetter langsam unbeständiger wird, können Tomatenpflanzen sich nicht mehr so gut gegen Schädlinge und Krankheitserreger zur Wehr setzen.

In diesen Witterungsbedingungen fühlt sich leider auch ein Pilz sehr wohl, der die als Kraut- und Braunfäule bezeichnete Krankheit an Tomaten verursacht. Sie macht das, was ihr Name schon vermuten lässt: die Pflanze wird nach und nach braun, sowohl die Tomaten selbst als auch die Blätter und Stängel. Außerdem vertrocknen die Blätter und irgendwann geht die ganze Pflanze ein. Der Pilz kann sich nur unterhalb von etwa 20° C vermehren, daher sind die nun kommenden kühleren Nächte und das feuchtere Wetter Risikofaktoren. Der Pilz gelangt durch Sporen in der Luft an die Pflanze und wird durch Wind verbreitet. Daher sind Freilandpflanzen häufiger betroffen, da sie potenziell mehr Pilzsporen ausgesetzt sind. Hinzu kommt, dass Pflanzen in Gewächshäusern und unter Überdachungen auch besser vor dem Regen geschützt sind.

Die beste Maßnahme gegen die Kraut- und Braunfäule ist es, der Krankheit vorzubeugen:

  • Achte darauf, robuste Sorten anzubauen, die weniger anfällig für Krankheiten sind.
  • Tomaten mögen keine nassen Blätter. Robuste Freilandsorten kommen zwar auch mit feuchteren Bedingungen zurecht, doch auch sie werden ab und an von Krankheiten geplagt. Ein Regenschutz ist daher immer eine gute Idee. Es muss nicht gleich ein Gewächshaus sein, ein einfacher Unterstand kann auch schon viel bewirken.
  • Tomatenpflanzen dürfen nicht zu eng beieinander wachsen, damit ihre Blätter besser durchlüftet werden und schneller trocknen, wenn sie durch Regen, Verdunstung von Gießwasser oder generell eine hohe Luftfeuchtigkeit nass werden. Daher ist es auch besonders wichtig, Gewächshäuser gut zu lüften.
  • Das gleiche Ziel verfolgen ein regelmäßiges Ausgeizen und Auslichten der Pflanzen. Beim Ausgeizen werden die neuen kleinen Triebe, die in den Blattachseln wachsen, entfernt, damit die Tomatenpflanze nicht zu buschig wächst. Ein Auslichten, also ein Entfernen einiger Blätter, sorgt ebenfalls für eine “aufgeräumte” Pflanze, bei der Luft und Licht an Blätter und Früchte gelangen.
  • Richtig gießen: Tomaten am besten immer unten am Stängel gießen und sehr vorsichtig, damit kein Spritzwasser an die Blätter gelangt. Außerdem sorgt punktuelles Gießen für eine kleinere nasse Oberfläche und damit für weniger Verdunstung und eine niedrigere Luftfeuchtigkeit.
  • Pflanzt du Tomaten ins Beet, solltest du, wenn möglich, Anbaupausen einlegen. Das heißt, dass dort, wo Tomaten, Paprika, Chili, Auberginen oder Kartoffeln wachsen, im nächsten Jahr keine dieser Pflanzen angebaut werden sollten, da sie aus der gleichen Pflanzenfamilie stammen. Eventuell noch im Boden befindliche Krankheitserreger hätten dann leichtes Spiel. So ein Fruchtwechsel ist natürlich nicht immer praktikabel, zum Beispiel in einem Tomatengewächshaus. Hier ist es dann wichtig, dass die Erde jedes Jahr “aufgefrischt” wird, am besten durch Zugabe von Komposterde.
  • Zu guter Letzt solltest du darauf achten, dass deine Pflanzen nicht in der Nähe von Kartoffeln wachsen, da diese meist zuerst von der Krankheit befallen werden und so zu richtigen “Pilzschleudern” werden können.

Die schlechte Nachricht: Befallene Tomaten dürfen auf keinen Fall gegessen werden!

Ist deine Tomate bereits befallen, musst du kranke Pflanzenteile sofort entfernen und in der Bio- oder Restmülltonne entsorgen. Du kannst die betroffene Pflanze und auch Nachbarpflanzen alle paar Tage mit einem kalten Sud aus Ackerschachtelhalm besprühen. Dieser kann zwar die Pilze nicht abtöten, stärkt aber die Pflanzen und deren eigene Abwehrmechanismen. Dazu kannst du einen Tee aus frischem Ackerschachtelhalm kochen oder auch Teebeutel verwenden.

Am Ende der Saison sollten Pflanzenreste komplett aus dem Beet oder Kübel genommen und nichts liegen gelassen werden. Hast du Sisalschnüre zum Anbinden benutzt, entsorge sie ebenfalls, da sie schwer zu reinigen sind. Kübel, Rankhilfen und auch Geräte wie Spaten oder Gartenscheren sollten stets mit heißem Wasser abgewischt werden, um eventuell noch daran vorhandene Pilzsporen abzutöten.

 

Blütenendfäule

Tomaten können jetzt im Spätsommer auch von einer anderen Krankheit befallen werden. Ihre Namen klingen ähnlich, doch im Gegensatz zur Kraut- und Braunfäule ist bei der Blütenendfäule kein Krankheitserreger im Spiel. Stattdessen tritt die Krankheit bei Kalziummangel auf und betrifft nur die Früchte. Sie bekommen braune, schrumpelige Stellen mit einem hellerem Rand.

Kalziummangel kann durch falsche Düngung verursacht werden oder wenn die Pflanzen nicht ausreichend gegossen wurden, denn Kalzium kann nur mit Wasser in die Zellen der Früchte transportiert werden.

Die gute Nachricht: Befallene Früchte können gegessen werden, da es ja keinen Krankheitserreger gibt. Braune Stellen können einfach weggeschnitten werden.

Vorbeugen ist auch hier unerlässlich. Doch auch, wenn die Krankheit bereits aufgetreten ist, sind einige Maßnahmen immer noch sinnvoll und können der Pflanze helfen.

  • Die unteren Blätter der Pflanze bis zur ersten Fruchtrispe sollten entfernt werden, da diese sonst zuerst mit Kalzium versorgt werden und die Früchte leer ausgehen.
  • Beim Anbau im Gewächshaus musst du darauf achten, immer gut zu lüften. Ansonsten steigt die Luftfeuchtigkeit, es verdunstet weniger Wasser aus den Blättern und es wird weniger Wasser aus der Erde “nachgezogen” (wie das genau funktioniert, kannst du in unserem Artikel übers Gießen nachlesen).
  • Kalziummangel tritt besonders häufig auf, wenn der pH-Wert des Bodens unter 6 liegt. Kontrolliere den Wert bei einem Befall mit einem Teststreifen (mehr dazu im Artikel über den Boden) und hebe ihn gegebenenfalls durch Zugabe von Kalk oder Gesteinsmehl an. Allerdings dauert es länger, bis diese Maßnahme wirkt.
  • Ist der pH-Wert deines Bodens zu niedrig, solltest du auf eine Düngung mit sehr salzhaltigen Mineraldüngern verzichten, falls du diese verwendet hast. Die darin enthaltenen Salze machen den Boden auf Dauer saurer - senken den pH-Wert also.
Links ist die Kraut- und Braunfäule zu sehen, rechts die Blütenendfäule.

Aktuelle Pflegemaßnahmen

Tomaten beim Frisörbesuch

Falls noch nicht geschehen, kannst du alle Blätter unterhalb der ersten Rispe entfernen. Außerdem sollten Blätter abgeschnitten werden, die so groß sind, dass sie in Nachbarpflanzen hineinwuchern, da das die Ausbreitung von Pilzinfektionen begünstigen kann. Eine Daumenregel besagt, dass immer das Blatt unter einer Rispe entfernt werden kann, also auch weiter oben in der Tomatenpflanze. Hast du jedoch die Wahl zwischen einem solchen Blatt und einem anderen, was ungünstiger wächst, entferne lieber letzteres. Entferne die Blätter am besten nicht alle auf einmal, sondern über mehrere Tage verteilt, um die Pflanzen etwas zu schonen.

An den Haupttrieben der Pflanzen können die Spitzen entfernt werden, denn dort würden sich nun sowieso keine neuen Früchte mehr vollständig entwickeln können. Suche die letzte, gut entwickelte Blütenrispe und lasse darüber nur noch ein Blatt stehen, der Rest kann abgeschnitten werden.

Schaue dir die Pflanze aber auch weiter unten genauer an: alle Blüten, an denen noch keine Fruchtansätze zu sehen sind, sollten Mitte August entfernt werden. Auch neu gewachsene Seitentriebe können abgeschnitten werden.

Sehen deine Pflanzen nun etwas nackt aus, musst du dir keine Sorgen machen. Die Pflanzen sollen ihre Energie ja nun in die Ausreifung der Früchte stecken und nicht ins Wachstum neuer Triebe und Blätter. Ganz ohne Blätter geht es natürlich nicht, da sie der Ort der Photosynthese sind, durch die die Pflanze überhaupt erst den Zucker herstellen kann, der dann in den Früchten eingelagert wird.

 

Gießen & Düngen

Momentan ist Haupterntezeit für Tomaten, das heißt, dass sie viel Wasser benötigen. Gieße sie alle paar Tage durchdringend. Je herbstlicher und kühler das Wetter wird, umso weniger Wasser brauchen die Pflanzen. Durstige Tomatenpflanzen zeigen ihren Wasserbedarf jedoch schnell durch welke Blätter an.

Wenn du keinen Langzeitdünger verwendet hast, sondern zum Beispiel einen flüssigen Tomatendünger, solltest du auch jetzt noch gemäß der Angaben auf der Packung düngen. Aber auch bei einer Gabe von Langzeitdünger freuen sich deine Tomaten jetzt über ein kleines Extra an Nährstoffen, zum Beispiel in Form von selbstgemachtem Dünger aus Kaffeesatz, Brennnesseln oder Bananenschalen.

Hier wurden viele große Blätter im unteren Bereich der Pflanzen entfernt.

Was der Spätsommerwind noch so flüstert…

Tomaten können bei guten Bedingungen noch gut und gerne bis Ende September geerntet werden. Dabei kommt es natürlich darauf an, wie viele Sonnenstunden die Tage noch mit sich bringen und wie warm es ist. Generell lässt sich sagen, dass die Erntezeit auf jeden Fall verlängert werden kann, wenn die Tomaten in Gewächshäusern oder unter Unterständen stehen. Dort sind die wärmeliebenden Pflanzen einfach geschützter vor Wind und Wetter.

Die Früchte lassen sich leicht pflücken, wenn sie ausgereift sind. Lass sie besser nicht zu weich werden und zu lange hängen, da sie dann an Aroma verlieren. Je nach Standort können ab Mitte September alle grünen bzw. noch nicht ganz roten Tomaten (auch von erkrankten Pflanzen) abgeerntet werden, da sie noch nachreifen. Tomaten brauchen mindestens 12° C zum Reifen, daher werden die Früchte an den Pflanzen irgendwann einfach nicht mehr rot. Wir können nachhelfen, indem wir den Reifeprozess einfach nach drinnen verlagern. Schneide die Tomaten dazu rispenweise oder mit “Hut” ab, da sie noch fester sitzen als reife Früchte. Außerdem sorgt das Grün dafür, dass die Tomaten ein volleres Aroma entwickeln. Die Früchte müssen unbeschädigt sein, damit sie nicht faulen. Du kannst die Rispen oder Früchte in eine Tüte aus Packpapier legen oder locker in Papier einschlagen. Lege die verpackten Tomaten dann zusätzlich in eine Plastiktüte oder ein abgedecktes Gefäß, aus dem keine Luft entweichen kann. So sammeln sich die Reifegase darin und der gesamte Prozess wird beschleunigt. Es ist aber ganz wichtig, die Tomaten jeden Tag zu lüften und zu kontrollieren, ob sie eventuell schimmeln.

Auf diese Weise kannst du auch im Herbst noch selbst geerntete Tomaten genießen, die schmecken, als wären sie in der Sonne herangereift.

Grüne Tomaten kann man problemlos nachreifen lassen.

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